mit sich selbst Kaffee trinken gehen
Um an seinem eigenen guten Leben arbeiten zu können, ist es wichtig, sich selbst zuzuhören und so die eigenen Wünsche und Bedürfnisse herauszufinden. Es gibt eine schöne Methode, sich selbst zu begegnen. Sie heißt „Mit sich selbst Kaffee trinken gehen“ und geht folgendermaßen:
Zuerst reserviert
man sich in seinem Notizkalender mindestens zwei Stunden pro Woche für sich
selbst. In dieser Zeit kümmert man sich nur um sich, also Handy weg, Fernseher und
auch alles Andere ausschalten, was einen irgendwie ablenken könnte. Es lohnt
sich, für diesen eigenen Moment einen Zeitpunkt und einen Ort auszusuchen, die
es einem ermöglichen, ganz bestimmt ungestört zu sein, zum Beispiel einen frühen
Samstagmorgen im Garten oder einen Sonntagvormittag auf dem Balkon.
Zuallererst
bereitet man sich ein wunderschönes Tablett mit Leckereien und einem guten
Getränk vor. Es muss nicht unbedingt Kaffee sein, auch wenn ich die Übung „Mit sich
selbst Kaffee trinken gehen“ getauft habe. Jedenfalls gibt man sich mit der
Vorbereitung Mühe, sucht sich eine schöne Serviette und farblich gut
zusammenpassendes Geschirr aus und richtet das Essen schön an (im Sommer kann
man sich eine Blüte an den Tellerrand legen). Wenn man sich lieber nicht zu
Hause, sondern im Park oder am Strand begegnen möchte, packt man all die Köstlichkeiten stattdessen
in einen Picknickkorb oder Rucksack und zelebriert das Ganze dann außer Haus.
Wenn alles
bereit ist, behandelt man sich wie seine beste Freundin oder seinen besten
Freund. Es ist wie ein Rollenspiel. Die erste Frage ist: „Wie geht es dir?“ Die
zweite Frage ist: „Was kannst du für dich tun?“ Die dritte Frage ist: „Wie wirst
du es tun?“
Hier ein Beispieldialog:
„Wie geht
es dir?“
„Vieles
ist äußerlich gut. Ich wohne paradiesisch in einem wunderschönen Haus mit
Garten und auch noch am Fluss. Ich habe viel Platz und Zeit für kreatives
Gestalten, es ist ruhig hier, und die drei schönen Katzen bereichern den Alltag
durch ihre ruhige, gemütliche Art. Aber ich bin furchtbar einsam. Seit die
Kinder aus dem Haus sind, bin ich mit meinem Mann zu zweit, und weil ich auch
noch auf Distanz arbeite, sehe ich kaum andere Menschen. Im Prinzip könnte ich zur
Arbeit, aber der Arbeitsplatz ist ca. 600 Kilometer von uns entfernt. Ich bin
ehrlich gesagt auch ziemlich kritisch, was meine Mitmenschen angeht. Ich bin
schon so oft enttäuscht worden, dass ich die Menschen lieber meide, anstatt
ihnen zu begegnen, denn ich habe Angst vor neuen Rückschlägen und Enttäuschungen. Ich habe mich
vielleicht auch deshalb eingeigelt.
„Was kannst
du tun?“
„Ich
könnte mir ein „soziales“ Hobby aussuchen und meine Chefin fragen, ob ich ab
und zu am nächstgelegenen Standort unserer Firma arbeiten könnte, der nur 130
Kilometer von uns entfernt liegt. Dorthin kommt man mit der Bahn in einer guten
Stunde, und während der Zugfahrt könnte ich ja auch arbeiten. Außerdem könnte
ich wieder Kontakt zu den Bekannten und Freundinnen aufnehmen, die ich
besonders mag, und mich bei der Arbeit auf freundliche Kolleginnen und Kollegen konzentrieren und meine Resilienz stärken.“
„Wie wirst
du es tun?“
„Ich melde mich nächste Woche zum Malkurs an und telefoniere mit meiner Chefin. Wenn es okay ist, dass ich am anderen Standort arbeite, werde ich ab jetzt mindestens drei Mal pro Monat dorthin fahren, vielleicht sogar auch öfter, wenn es sich gut anfühlt. Außerdem verabrede ich mich mit ein paar Freundinnen zum Kaffee und bestelle mir ein Buch zu Resilienz. Vielleicht nehme ich auch an einem Resilienzseminar teil.“
Immer, wenn man eine der drei Fragen beantwortet hat, isst und trinkt man ein bisschen und konzentriert sich einen Augenblick nur auf den Anblick der Portion, dann auf den Geschmack und dann auf das Gefühl im Mund. Und dann geht es mit der nächsten Frage weiter.
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